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Kapitel 2: Ein total verrückter Unterricht (Teil A)
Schließlich waren wir durch eine Geheimtür über eine
Wendeltreppe in einem Turmzimmer angelangt, das ein wenig an ein gemütliches
Büro erinnerte. Der runde Raum enthielt einen großen Schreibtisch,
viele Bücher und in einer Ecke schlief ein wunderschöner bunter
Vogel vor sich hin. Ich durfte Platz nehmen und die anderen setzten sich
(wo kamen plötzlich all die Stühle her?) im Halbkreis um mich
herum. Der sympathische ältere Herr mit dem langen Bart stellte sich
als Schulleiter vor und wollte nun haarklein wissen, wie ich sein Internat
denn entdeckt hätte. Ich erzählte nochmals alles. Als ich erwähnte,
daß ich bei meinem Sturz leise vor mich hin geflucht hätte,
zog er die Augenbrauen hoch.
"Wie genau hieß das Wort?" wollte er wissen.
"Na ja, von meinem Opa, der Pole war, habe ich noch das Wort Sakraprotzi'
in Erinnerung, das ich ab und zu benutze", erklärte ich beschämt.
"Aber ich benutze es nur ganz selten" setzte ich schnell zu
meiner Entschuldigung hinzu.
Der Schulleiter war hellhörig geworden und fragte: "Könnte
es sein, daß Sie es wie Schagraprotzin' ausgesprochen haben?"
Ich bestätigte, daß es so geklungen haben mochte und alle um
mich herum zuckten zusammen und der fiese Typ mit den ungepflegten Haaren
zischte: "Er hat den geheimen Klarsicht-Zauber benutzt! Aber auch
der wirkt bei Hogwarts nur, wenn ihn ein besonders starker Zauberer anwendet.
Ein Muggel kann damit gar nichts anfangen." Ich warf kurz ein, daß
ich nicht Muggel sondern Deutscher wäre, aber das schien sie nicht
weiter zu interessieren. Dumbledore, oder wie immer dieser Schulleiter
auch hieß, schaute seine Nachbarin an und sagte: "Was denkst
Du? Könnte es sein, daß er ein Transconfusio-Muggel ist?"
Sie antwortete: "Du meinst, daß er, wenn er sich stark aufregt,
für einige Sekunden Zauberkräfte erhält? Der letzte Fall,
den ich kenne, war John Cliviston - vor etwa 200 Jahren."
Nun wandte sich der Schulleiter wieder mir zu. "Ich hätte eine
kleine Bitte", sagte er. "Wären Sie so nett, sich einmal
ganz stark aufzuregen und das erstbeste Wort zu sagen, das Ihnen in den
Sinn kommt?"
So langsam ging mir wirklich das alles hier tierisch auf die Nerven. Was
sollte all dieser Zauberer-Schrott und warum ließen mich die Leute
nicht einfach gehen? Gut, dachte ich bei mir, wenn Ihr es so haben wollt!
Ich schloß die Augen und begann, so richtig wütend zu werden.
Als mein Puls auf 180 war, stieß ich "Plummperudumm" hervor
(ich weiß, das klingt ziemlich bescheuert, aber es war nun mal das
erste, was mir in den Sinn kam). Als ich die Augen öffnete, klebten
plötzlich alle meine Zuhörer an der Decke und fuchtelten wie
wild mit den Armen. Insbesondere der Typ mit den schmierigen Haaren war
rot angelaufen. Ich staunte nicht schlecht, mir war aber klar, daß
die hier irgendwo Anti-Schwerkraft-Felder eingebaut hatten. Interessant,
daß die Engländer diese Technologie bereits beherrschten.
Schließlich gelang es einem, sein Holzstöckchen zu ergreifen
und sie schwebten sacht auf ihre Stühle zurück. Alle waren etwas
außer Atem. Der unsympathische Typ murmelte etwas von "Gedächtnis-Zauber"
und "in den Keller mit ihm", aber der Schulleiter sah ihn streng
an: "Snape, Sie sollten wissen, daß wir in diesem Fall nicht
einfach einen Gedächtnis-Zauber anwenden können. Wahrscheinlich
würde er auch gar nicht funktionieren. Nein, daß ein Muggel
Hogwarts gesehen hat, ist eine ernste Sache. Ich muß zum Zauberministerium
und den Fall besprechen." Jetzt sah er mich wieder an: "Das
war, äh, ziemlich beeindruckend, Mr. Herbert. Aber ich muß
Sie bitten, einige Tage Gast unserer Schule zu sein, bis wir den Fall,
ähm, nun, geklärt haben."
Ich merkte, daß Widerspruch sinnlos war und ergab mich in mein Schicksal.
Die Frau mit dem strengen Blick meinte: "Wir wollen die Schüler
nicht verwirren. Wären Sie bereit, sich wie wir zu kleiden und über
Ihre Herkunft zu schweigen? Wir werden nur sagen, daß Sie sich als
Gast aus dem Ausland etwas über unser Schulsystem informieren wollen."
Der Schulleiter ging bereits zu einer Tür und holte einen schwarzen
Talar und einen spitzen Hut hervor. Ich protestierte: "Also, Jungs,
das mit dem schwarzen Mäntelchen geht von mir aus in Ordnung - aber
mit so einem spitzen Mützchen komme ich mir denn doch zu albern vor."
Einige lächelten und der Kompromiß wurde schließlich
akzeptiert. Dann meinte der Schuldirektor freundlich: "Sie werden
sicherlich Hunger haben. Da ohnehin gerade Essenszeit ist, wird Sie einer
von uns in den, ähm, Speisesaal begleiten."
Essen war eine gute Idee und ich folgte sofort. Auf der Wendeltreppe wäre
ich allerdings fast über meinen Umhang gestolpert und ich fragte
nach einem Gürtel, um das Ding kürzer und etwas modischer zu
machen. Ich bekam allerdings keinen Gürtel. Das sei nicht "üblich"
...
Der Speisesaal, eigentlich mehr eine große Schloß-Halle,
war ein starkes Ding. Insbesondere die Decke, die genau wie der Himmel
draußen aussah, hatten sie prima hingekriegt. An einem Tisch erblickte
ich die kleine Rothaarige von vorhin und ich durfte mich zu ihr setzen.
Sie stellte mir ihre Freunde vor, die Harry und Ron hießen. Die
Tische waren noch leer und ich fragte, wann wir uns was zu Essen holen
könnten. Hermine antwortete: "Oh, muß man sich das in
Ihrer Schule holen? Dann beschäftigen Sie wohl keine Hauselfen?"
Ich sagte, daß Diener an unseren Schulen unüblich wären
und sie strahlte, aus welchem Grund auch immer. Dann fuhr sie fort: "Sie
sind Gast - Sie können sich wünschen, was Sie möchten."
"Und wer nimmt die Bestellung auf?" fragte ich. "Sprechen
Sie einfach in Richtung von Ihrem Teller."
Klasse, dachte ich bei mir. Entweder das Kind spinnt oder die haben hier
Mikros versteckt. So oder so war es wohl das Beste, ich gab nach. Also
lächelte ich meinen Teller an und sagte laut: "Bitte eine Gemüsesuppe,
eine vegetarische Pizza und eine Cola light!" Plötzlich rumpelte
es kurz und mit einem Mal stand auf allen Tischen das Essen - und tatsächlich,
bei mir das Gewünschte. Ich kroch unter den Tisch, um zu sehen, wie
die das technisch schafften. Wahrscheinlich gab es Röhren zur Küche
hin. Aber ich konnte nichts entdecken. Verwirrt setzte ich mich wieder.
Hermine und Ron sahen mich erstaunt an, sagten aber nichts. "Geiler
Trick", murmelte ich und griff zu, denn ich hatte nun wirklich Hunger.
Das Essen war ausgezeichnet (bis auf die Cola - war eine Pepsi und keine
Coke).
Ich hatte mit Hermine während des Essens abgeklärt, daß
ich sie in den Unterricht begleiten durfte. Ron, Harry, Hermine und ich
standen auf, um dem Speisesaal zu verlassen. Dabei kamen wir an einem
anderen Tisch vorbei und plötzlich stolperte Ron und fiel der Länge
nach hin. Ich hatte genau gesehen, daß ein Typ absichtlich sein
Bein ausgetreckt hatte, der nun Ron hämisch angrinste. "Na,
Wesley", gluckste er, "wir sind wohl heute etwas zittrig auf
den Beinen?" Die Kumpels von diesem Typ gröhlten laut, während
Ron sich aufrappelte. Der andere fuhr fort: "Oder lag es an Deinem
ausgefransten Umhang, daß Du gestolpert bist? Na, eigentlich sollte
sich auch eine Arme-Leute-Familie wie die Wesleys alle 10 Jahre mal was
Neues leisten können." Nun lief Ron rot an und preßte
zwischen den Zähnen hindurch: "Malfoy, Du, Du ..." Ihm
fehlten die Worte. Hermine hatte ihn bei den Schultern ergriffen und flüsterte
ihm zu: "Laß doch den blöden Typen, der will nur Ärger
machen."
Aber mein Puls war inzwischen wieder auf 180! Einem ein Bein zu stellen,
ist für sich schon unverschämt. Ihm dann aber noch irgendwas
vorzuwerfen, was wohl damit zu tun hatte, daß die Eltern von Ron
nicht viel Geld hatten, war der Gipfel! Ich zog den Burschen, den Ron
Malfoy genannt hatte, am Ohr hoch, so daß er stand. Er wehrte sich
vor Überraschung nicht und wohl auch nicht, weil er mich nicht einschätzen
konnte. "Junge", sagte ich mit unterdrückter Wut, "Du
entschuldigst Dich sofort bei Ron für Dein Benehmen." Hochmütig
reckte er sein Kinn hervor: "Sie wissen wohl nicht, wer mein Vater
ist?!" Wie ich es mir gedacht hatte: Ein verzogenes reiches Jüngelchen,
dem man den Hintern versohlen sollte! Als Gast durfte ich das hier natürlich
nicht tun, aber vielleicht klappte ja nochmals dieser "Denk-dir-ein-Wort-aus"-Trick.
Ich schloß die Augen und zischte: "Pneumatuhukles" - vor
lauter Wut kam ich mir noch nicht einmal dumm vor, als ich es aussprach.
Ich öffnete die Augen und siehe da: Wie ein Luftballon, aus dem man
die Luft herausließ, zischte dieser Malfoy von Wand zu Wand, prallte
wie ein Gummiball ab und torkelte schließlich in irgendeiner Ecke
wieder auf den Boden, wo er erst mal sitzen blieb, weil seine Beine zitterten.
Die meisten Schüler lachten, einige waren völlig verdutzt und
die Kumpels von diesem Malfoy wichen ängstlich vor mir zurück.
Irre - offensichtlich hatten die hier überall irgendwelcher Antischwerkraft-Felder
eingebaut, die auf akustische Signale reagierten. Das mußte ich
mir merken. Ron und Harry strahlten, Hermine sah besorgt aus und einer
der Lehrer kam auf mich zu: "Mr. Herbert", sagte er streng,
"auf Hogwarts üben wir keine Gewalt gegen Schüler aus.
Entweder man redet mit ihnen, oder ihr Haus bekommt Punkte abgezogen!"
Ich streckte mich: "Mr. wie-auch-immer, in ..., in ..., in Tandaradei"
- das war der erste Name, der mir einfiel - "in Tandaradei stellen
die Schüler auch keine Beine und machen sich nicht über andere
Schüler lustig!" Damit ließ ich ihn stehen und ging mit
Hermine, Harry und Ron aus dem Saal. Hermine sah mich nachdenklich an
und meinte: "Von einer Zauberschule mit dem Namen Tandaradei habe
ich noch nirgendwo etwas gelesen." Ich ging auf diesen Zauberschnickschnack
ein und sagte geheimnisvoll: "Das glaube ich Dir gerne. Tandaradei
ist so geheim, daß sogar alles Geheim-Bücher die Schule geheim
halten!" Ron hatte unterwegs ein Notizbuch gezückt und schrieb
sich das Wort "Pneumatuhukles" auf. "Muß ich mir
merken", murmelte er.
Weiter zu Teil
B
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Kap. 1
Die erste Begegnung mit Hogwarts
Kap. 2
Ein total verrückter Unterricht
(Teil A, Teil B)
Kap. 3
Das Zeichen des Phönix
Kap. 4
Roxana und Senfbohnen
Kap. 5
Hagrid und die Vampiranias
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