Mädchen, die er in den vergangenen fünf Jahren kennengelernt hat. Amerikanerinnen, ge­schminkte,   aufgemachte, selbstbewußte Wesen waren es gewesen. Die Frauen seiner Waldarbeiter aber waren nichts weiter als Kameraden gewesen, hart geworden durch das Leben in der Einsamkeit.

Ihnen allen fehlte das Weiche, Weibliche, das Besondere, das nur Anne-Kathrein für ihn hat. Geträumt hat er fünf Jahre lang von ihr. Und nun steht er hier.

„Was schaust mich denn so an?" fragt Anne-Kathrein verlegen.

„Darf ich dich nimmer anschauen? Früher hast du nichts dagegen gehabt!"

Sie schüttelt nur den Kopf. Habe ich denn heute was dagegen? denkt sie. O nein, bei Gott nicht. Aber wir sind doch keine Kinder mehr, und Andy ist fünf Jahre lang fort gewesen. Nun hat er was im Blick —

Auf dem Berg kommt die Villa Seibach in Sicht.

„Bist schon beim Vater gewesen?"

Er schüttelt den Kopf. „Nein. Ich wollte zuerst dich wiedersehen, Annerl."

Es ist jetzt nicht mehr weit bis zum Haus. Andreas hat mit scharfem Blick das Flattern der Gardine an einem Fenster im oberen Stockwerk bemerkt.

Er kneift die Augen ein wenig zusammen. Dann wendet er sich rasch an Anne-Kathrein.

 

 

„Ich komme in den nächsten Tagen und mache meinen Besuch bei euch. Gehst du eigentlich noch manchmal in die Wälder?"

Anne-Kathrein nickt.

„Manchmal schon."

„Immer noch um die gleiche Zeit, Annerl?"

Sie schaut fragend auf. Seine Augen leuchten so seltsam.

Plötzlich versteht sie und nickt.

„Immer noch um die gleiche Zeit, Andy!"

Er gibt ihr die Tasche zurück und lächelt.

„Auf Wiedersehen, Anne-Kathrein!"

„Auf Wiedersehen, Andreas!"

Sie sieht ihn leicht und beschwingt den Weg zurückgehen. Und sie ist so froh.

Schnell eilt sie nach Hause.

 

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