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Kapitel 9: Quidditch - Ein Besen dreht durch

Während wir aus dem Speisesaal schlenderten, meinte Harry Potter zu den anderen: "Endlich ist heute Nachmittag mal wieder Quidditch-Training." Auch Rons Augen strahlten. Harry schaute mich an: "Wie steht es mit Ihnen, Mr. Herbert? Sind Sie gut im Quidditch-Spiel? Kommen Sie mit?"
Verflixt, schon wieder was, was ich nicht kannte. Es mußte sich um irgendwas handeln, was mit Sport zu tun hatte. Und in Sport war ich ja eigentlich nie gut. Also sagte ich vorsichtshalber: "Hm, tja, also Quidditch, das ist nicht so ganz mein Ding." Harry und Ron blickten enttäuscht drein, so daß ich gleich nachschob: "Aber auf jeden Fall komme ich mit und leiste Euch Gesellschaft!" Das schien ihnen zu genügen und ich atmete erleichtert auf.
Nach dem Essen verschwand Hermine in der Bibliothek und die beiden Jungs wollten irgendwas holen, was sich wie "Fireball" oder "Speedracer" anhörte. Sollte es etwas mit Rennautos zu tun haben? Etwas verloren stand ich vor dem Schloß-Eingang herum. Sie hatten mir zwar die Richtung gezeigt, aber ich zögerte aus Furcht, wieder in irgendein Fettnäpfchen zu treten. Zum Glück tauchte gerade Roxana auf, und sofort wurde mir leichter.
"Wollen Sie auch zum Quiddicht-Feld", fragte sie mit ihrer bezaubernden Stimme.
Was könnte ich jetzt Nettes zu ihr sagen? Ah ja, ich hatte es: "Wie haben Sie das erahnt? Können Sie hellsehen?" fragte ich mit einem Lächeln.
Sie runzelte die Stirn: "Offengestanden, in Hellsehen war ich nie besonders gut. Unter uns: Ich halte es auch nicht für ganz seriös."
"Ähm, tja ... ganz meine Meinung", stammelte ich. Zum Glück vertiefte sie das Thema nicht weiter und ging zielstrebig in eine bestimmte Richtung. Ich folgte ihr, während sie nebenbei von ihrem Unterrichtsalltag erzählte. Schließlich tauchte ein weites Sportfeld mit hohen säulenartigen Tribünen und einigen mysteriösen Stangen auf. Wie gesagt, Sport war nicht so ganz mein Gebiet, aber ich hatte solch ein Feld noch nie gesehen, auch nicht in der Fernseh-Sportschau.
Jetzt fragte Roxana: "Haben Sie in Deutschland auch ein bekanntes Quidditch-Team?"
Ich atmete tief durch. Was sollte ich dazu sagen? Ich beschränkte mich auf ein einfaches "Ja." "Oh, wie heißt es denn?"
"Ähm, ja, also ... es heißt ... wie war das noch gleich ... ja, es sind die 'German Alligators' - die kennen Sie doch sicher?"
Sie schaute verdutzt und sagte: "Ich muß gestehen, einen solchen Namen habe ich bisher noch nie gehört. Spielen die auch international?"
Langsam kam ich in Fahrt:
"Logo", behauptete ich selbstsicher. "Letztes Jahr erst haben sie die amerikanischen 'Yellow Tigers' geschlagen!'
Wieder grübelte sie, sagte aber nichts.
"Gehen wir doch zu einer der Tribünen", meinte sie dann zu mir. "Die dort haben wir ganz für uns." Und neckisch fügte sie hinzu: "Oder stehen Sie lieber unten?"
"Lieber unten", sage ich schnell. Ich war nicht schwindelfrei.
"Hier unten ist man näher am Geschehen", fuhr ich fort.
Jetzt war sie wirklich erstaunt: "Wie meinen Sie das?"
"Nun, man sieht die Spieler besser."
Mißtrauisch sah sie mich an, offensichtlich hatte ich etwas Dummes gesagt. Aber gerade trudelten die Schüler ein und sie verschluckte ihre Erwiderung.
Da bot sich mir nun allerdings ein seltsames Bild: Offensichtlich trugen diese Schüler und Schülerinnen eine Art Mannschaftsuniform, jedenfalls hatten ihre Umhänge nun andere Farben. Das verblüffte mich nicht weiter - aber um so mehr die Besen, die sie in Händen hielten. Was um alles in der Welt hatten die damit vor? Doch nicht etwa den Rasen kehren? Einige Zuschauer, Mitschüler und Lehrer, waren auch eingetrudelt. Und dabei dieser unsympathische Snape, der noch dazu in meine Richtung ging. Auf Hörweite herangekommen fragte er hinterlistig:
"Nun, Mr. Herbert, wie wäre es - wollen Sie nicht die Eröffnungsrunde drehen? Ich finde, das sollte unserem verehrten Gast doch zustehen."
Dabei hatte er so laut gesprochen, daß einige der Umstehenden mitgehört hatten. Ich beschloß, die Flucht nach vorne zu ergreifen:
"Mr. Snappy, das würde ich natürlich gerne tun - aber ich habe meinen ... ähm ...meinen Besen nicht mit."
Denn mit Besen mußte das ja irgendwas zu tun haben. Vielleicht benutzten die die Dinger als Schlagstöcke oder so.
"Oh", meinte meine hilfsbereite Nachbarin, "ich leihe ihnen gerne meinen. Es ist ein Thunderbyte 3 - wäre Ihnen der recht?"
Noch bevor ich antworten konnte, hatte sie irgendeinen Spruch gemurmelt und dabei ihr Stöckchen geschwungen. Und tatsächlich: Mit einer irren Geschwindigkeit kam, etwa 1 Meter über dem Boden schwebend, ein Besen angeflogen und legte sich vor mir ins Gras. Jetzt mußte ich aber schleunigst den Rückzug antreten. Während ich noch nach einer Ausrede suchte, sah ich, wie einige der Schüler ihre Hand über die liegenden Besen hoben und irgendwas wie "Hoch!" riefen. Und schon flutschten die Besenstiele in ihre Hände. Okay, ich würde einfach so tun, als wäre der Besen kaputt. Während ich die eine Hand in die Tasche steckte und den schon vergessenen Ball fühlte, hob ich die andere Hand und rief: "Allé hopp - hoch mein Besen!" Das Ding fuhr mit einer solchen Gewalt hoch, daß ich es gerade noch abfangen konnte und es mir fast das Handgelenk gebrochen hätte. Er vibrierte richtiggehend. Ich hatte bemerkt, daß die Schüler den Stil zwischen die Beine nahmen und tat es ebenfalls, was allerdings recht unbequem war. Sie werden das nachvollziehen können, wenn Sie schon mal versucht haben, sich auf einen Besenstiel zu setzen. Ich stieg also wieder ab, zog meinen Umhang aus, faltete ihn zu einer Art Sitz und befestigte ihn mit meinem Hosengürtel. Danach stieg ich wieder auf und so war es wesentlich angenehmer. Den Ball hatte ich sicherheitshalber in meine Hemden-Brusttasche gesteckt, und er gab mir über dem Herzen ein wohlig-warmes Gefühl. Ein Gefühl, als könnte mir nichts passieren. Was ein Irrtum war, wie sich gleich herausstellen sollte.

Ich war mir auf dieser Schule ja schon oft ziemlich dumm vorgekommen. Momentan kam ich mir allerdings super-super-super-dumm vor. Vor allem hatte ich Null Ahnung, wie es nun weitergehen würde. Aber schon stand Snape hinter mir, hieb mit seinem Stöckchen auf meinen Besenstiel und schwupp, haste nicht gesehen, ging es aufwärts. Wow - was für ein Gefühl! Während das Ding kerzengerade in die Höhe schoß, umklammerte ich verzweifelt mit beiden Händen den Stiel so fest, daß meine Knöchel weiß hervortraten. Zugleich schrie ich, als würde es um ein Leben gehen. Das lag wahrscheinlich daran, daß es wirklich um mein Leben ging. Die Menschen und Bäume unter mir waren bereits ganz klein geworden, und ich kam mir vor wie ein Fallschirmspringer ohne Fallschirm (ja, ich weiß, der Vergleich hinkt, aber das ist in solchen Situationen ziemlich egal). In diesen Sekunden jagte mein Herz wie wild, rote Nebel erschienen vor meinen Augen, ich konnte nicht mehr klar denken. Wenn ich überhaupt an etwas dachte, dann an den bevorstehenden Fall, der wahrscheinlich jeden Moment passieren würde. Zwischendrin schwor ich mir, ein besserer Mensch zu werden und meine Habe den Armen zu schenken, sollte ich je wieder auf der Intensivstation aufwachen. Schweiß trat mir auf die Stirn und nun schrie ich statt "Hilfe!" und "Ich bin zu jung zum Sterben!" Satzfetzen wie "Sofort anhalten!". Bei diesen Worten stoppte der Besen abrupt, so daß ich in die Höhe flog. Allerdings hatten sich meine Beine in meinem Mantel verheddert, der fest genug um den Stil gewickelt war, um mich zu halten. Wie ein Indianer hing ich jetzt seitlich am Stiel, weiterhin beide Hände fest vorne, hinten den einen Fuß im Sitz-Mantel verwickelt, das andere Bein freischwebend. Die Augen hatte ich noch immer fest zusammengepreßt, mir war speiübel und ich fühlte nur, daß der Flug nicht weiter in die Höhe ging.

"Keine Angst, Herb, alter Junge" murmelte ich vor mich hin. Gleichzeitig mit diesen Worten breitete sich in meiner Brusttasche ein warmes Gefühl aus und ich spürte ein Pulsieren in der Hemdtasche. Wieder ging ein unwahrscheinlich beruhigendes Gefühl von diesem Knäuel aus. Langsam wurde ich wieder ruhig und schaffte es sogar, mich hochzuziehen, so daß ich wieder einigermaßen gerade saß. Vielleicht hatte der Ball irgendwelche hypnotischen Kräfte, vielleicht bildete ich mir das Ganze auch nur ein, vielleicht schüttete mein Gehirn irgendwelche Drogenstoffe aus, vielleicht lebte ich auch schon gar nicht mehr. Aber irgendetwas mußte ich tun.
Zögernd öffnete ich die Augen und schloß sie gleich wieder. Um mich herum waren die ersten Nebelschwaden der Wolken, unter mir braune und grüne Flecken der Felder und Wiesen. Menschen konnte ich schon nicht mehr erkennen.

Der Ball war meine einzige Hoffnung. Also sagte ich laut: "Ich möchte, daß jede Angst verfliegt." Das Pulsieren in meiner Brusttasche änderte sich, die Wärme, die durch meinen Körper ging, war auch irgendwie anders. Ich fühlte mich leichter. Trotzdem dauerte es eine Ewigkeit, bis ich wieder die Augen öffnen konnte. Das Bild war unverändert, aber alle Panik war weg. Ich konnte plötzlich wieder klar denken. Wie dieses Wunder, daß meine Angst verschwunden war, geschah, war mir im Moment völlig egal. Hauptsache, es funktionierte. Über Einzelheiten würde ich nachdenken, wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Der Besen mußte irgendeinen Antrieb eingearbeitet haben, der die Schwerkraft aufhob. Aber ich sah nirgendwo Knöpfe oder Hebel. Eventuell war er sprachgesteuert? Oder der Ball in meiner Tasche war eine Art Navigationssystem? Mein Freund Michael hatte so etwas in seinem Auto - vielleicht war das hier eine Weiterentwicklung? Ein Versuch war es wert: "Ganz, ganz, ganz langsam nach unten", sagte ich laut. Dabei betonte ich sicherheitshalber das "ganz langsam". Ja! Es funktionierte! Zentimeterweise senkte sich der Besen. Gleich noch ein Versuch: "Ganz, ganz sacht anhalten." Ja, auch das klappte. Und gleich noch mal "Ganz, ganz langsam vorwärts." Jetzt flog er tatsächlich in gemächlichem Tempo nach vorn. Ich schwenkte mit den Händen die Besenspitze etwas nach links und rechts, was sanfte Kurven ergab. Echt geil, Mann!
Meine Angst war noch immer weg, und ich wurde mutiger, probierte verschiedene Geschwindigkeiten und Flugfiguren aus. Zunehmend gewann ich Spaß an der Sache. Noch immer war ich sehr hoch oben, und ich beschloß, mich wieder dem Boden zu nähern. Erstens, weil ich Bedenken hatte, ob vielleicht das Benzin zur Neige ging. Und zweitens wollte ich meinen Freunden zeigen, was ich alles konnte. Aber in dieser Höhe war ich von unten kaum zu sehen.

Langsam kam ich wieder auf Sichtweite und sah, wie alle Köpfe hochgereckt waren. Jetzt sollten die mal was zu sehen kriegen: "Pfeilschnell auf dieses Tordings zu und eine Runde drumrum machen." Ich war mir zwar nicht sicher, ob das Navigationssystem etwas mit den Begriffen "pfeilschnell" und "Tordings" anfangen konnte - aber es klappte. Wie vom wilden Affen gebissen schoß ich auf die Torstangen zu und drehte eine derart enge Kurve, daß ich meinen Magen in der Brustgegend spürte. "Yeah!" brüllte ich und fühlte mich so, wie sich wahrscheinlich früher die Old Shatterhand auf einem wilden Hengst gefühlt hatte, den er gerade zähmte. "Und jetzt dich über die Köpfe der Zuschauer!" Der Besen wußte wirklich, was ich meinte. Er sauste wenige Zentimeter über die Köpfe hinweg, so daß sich die meisten schleunigst auf den Boden warfen. Danach drehte ich abermals eine enge Kurve, gab noch einen Looping zu und sagte dann: "Jetzt landen".

Okay, ich hätte wahrscheinlich lieber sagen sollen "langsam landen" - so kam ich in unveränderter Geschwindigkeit auf die Menge zu, der Boden kam rasend schnell näher, ich kriegte gerade noch meine Füße aus dem Mantel, um am Boden zu bremsen, Erdbrocken wirbelten auf und ich flog direkt auf einen der Zuschauer zu. Es war mein spezieller Freund Snape, der mit Augen, in denen sich helles Entsetzen spiegelte, erstarrt auf dem Feld stand. "Sofort anhalten!" rief ich, was der Besen auch tat. Doch ich hatte zuviel Geschwindigkeit drauf und flog direkt auf Snape, der unter der Wucht meines Körpers umstürzte und nach Luft schnappte. Ich rappelte mich schleunigst auf, murmelte "Tschuldigung" und entfernte mich sicherheitshalber einige Meter von ihm. Puterrot im Gesicht stand auch er auf und wollte sich auf mich stürzen. Doch ich war schon von der Menge umringt, die mich mit Fragen überschüttete und mir auf die Schulter klopfte. "Wahnsinn!" rief Harry. "Grandios!" strahlte Ron. Lediglich Hermine setzte einen kleinen Dämpfer drauf und meinte, daß ich noch an meiner Landetechnik feilen müßte. Aber auch sie strahlte bei diesen Worten.

Fortsetzung folgt ...


Kap. 1
Die erste Begegnung mit Hogwarts

Kap. 2
Ein total verrückter Unterricht
(Teil A, Teil B)

Kap. 3
Das Zeichen des Phönix

Kap. 4
Roxana und Senfbohnen

Kap. 5
Hagrid und die Vampiranias

Kap. 6
Die magische Lichtsäule

Kap. 7
Unterricht in Zaubertränken

Kap. 8
Ein Socken auf dem Teller

Kap. 9
Quidditch -
Ein Besen dreht durch