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Kapitel 9: Quidditch - Ein Besen dreht durch Während wir aus dem Speisesaal schlenderten, meinte Harry Potter
zu den anderen: "Endlich ist heute Nachmittag mal wieder Quidditch-Training."
Auch Rons Augen strahlten. Harry schaute mich an: "Wie steht es mit
Ihnen, Mr. Herbert? Sind Sie gut im Quidditch-Spiel? Kommen Sie mit?" Ich war mir auf dieser Schule ja schon oft ziemlich dumm vorgekommen. Momentan kam ich mir allerdings super-super-super-dumm vor. Vor allem hatte ich Null Ahnung, wie es nun weitergehen würde. Aber schon stand Snape hinter mir, hieb mit seinem Stöckchen auf meinen Besenstiel und schwupp, haste nicht gesehen, ging es aufwärts. Wow - was für ein Gefühl! Während das Ding kerzengerade in die Höhe schoß, umklammerte ich verzweifelt mit beiden Händen den Stiel so fest, daß meine Knöchel weiß hervortraten. Zugleich schrie ich, als würde es um ein Leben gehen. Das lag wahrscheinlich daran, daß es wirklich um mein Leben ging. Die Menschen und Bäume unter mir waren bereits ganz klein geworden, und ich kam mir vor wie ein Fallschirmspringer ohne Fallschirm (ja, ich weiß, der Vergleich hinkt, aber das ist in solchen Situationen ziemlich egal). In diesen Sekunden jagte mein Herz wie wild, rote Nebel erschienen vor meinen Augen, ich konnte nicht mehr klar denken. Wenn ich überhaupt an etwas dachte, dann an den bevorstehenden Fall, der wahrscheinlich jeden Moment passieren würde. Zwischendrin schwor ich mir, ein besserer Mensch zu werden und meine Habe den Armen zu schenken, sollte ich je wieder auf der Intensivstation aufwachen. Schweiß trat mir auf die Stirn und nun schrie ich statt "Hilfe!" und "Ich bin zu jung zum Sterben!" Satzfetzen wie "Sofort anhalten!". Bei diesen Worten stoppte der Besen abrupt, so daß ich in die Höhe flog. Allerdings hatten sich meine Beine in meinem Mantel verheddert, der fest genug um den Stil gewickelt war, um mich zu halten. Wie ein Indianer hing ich jetzt seitlich am Stiel, weiterhin beide Hände fest vorne, hinten den einen Fuß im Sitz-Mantel verwickelt, das andere Bein freischwebend. Die Augen hatte ich noch immer fest zusammengepreßt, mir war speiübel und ich fühlte nur, daß der Flug nicht weiter in die Höhe ging. "Keine Angst, Herb, alter Junge" murmelte ich vor mich hin.
Gleichzeitig mit diesen Worten breitete sich in meiner Brusttasche ein
warmes Gefühl aus und ich spürte ein Pulsieren in der Hemdtasche.
Wieder ging ein unwahrscheinlich beruhigendes Gefühl von diesem Knäuel
aus. Langsam wurde ich wieder ruhig und schaffte es sogar, mich hochzuziehen,
so daß ich wieder einigermaßen gerade saß. Vielleicht
hatte der Ball irgendwelche hypnotischen Kräfte, vielleicht bildete
ich mir das Ganze auch nur ein, vielleicht schüttete mein Gehirn
irgendwelche Drogenstoffe aus, vielleicht lebte ich auch schon gar nicht
mehr. Aber irgendetwas mußte ich tun. Der Ball war meine einzige Hoffnung. Also sagte ich laut: "Ich möchte, daß jede Angst verfliegt." Das Pulsieren in meiner Brusttasche änderte sich, die Wärme, die durch meinen Körper ging, war auch irgendwie anders. Ich fühlte mich leichter. Trotzdem dauerte es eine Ewigkeit, bis ich wieder die Augen öffnen konnte. Das Bild war unverändert, aber alle Panik war weg. Ich konnte plötzlich wieder klar denken. Wie dieses Wunder, daß meine Angst verschwunden war, geschah, war mir im Moment völlig egal. Hauptsache, es funktionierte. Über Einzelheiten würde ich nachdenken, wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Der Besen mußte irgendeinen Antrieb eingearbeitet haben, der die
Schwerkraft aufhob. Aber ich sah nirgendwo Knöpfe oder Hebel. Eventuell
war er sprachgesteuert? Oder der Ball in meiner Tasche war eine Art Navigationssystem?
Mein Freund Michael hatte so etwas in seinem Auto - vielleicht war das
hier eine Weiterentwicklung? Ein Versuch war es wert: "Ganz, ganz,
ganz langsam nach unten", sagte ich laut. Dabei betonte ich sicherheitshalber
das "ganz langsam". Ja! Es funktionierte! Zentimeterweise senkte
sich der Besen. Gleich noch ein Versuch: "Ganz, ganz sacht anhalten."
Ja, auch das klappte. Und gleich noch mal "Ganz, ganz langsam vorwärts."
Jetzt flog er tatsächlich in gemächlichem Tempo nach vorn. Ich
schwenkte mit den Händen die Besenspitze etwas nach links und rechts,
was sanfte Kurven ergab. Echt geil, Mann! Langsam kam ich wieder auf Sichtweite und sah, wie alle Köpfe hochgereckt waren. Jetzt sollten die mal was zu sehen kriegen: "Pfeilschnell auf dieses Tordings zu und eine Runde drumrum machen." Ich war mir zwar nicht sicher, ob das Navigationssystem etwas mit den Begriffen "pfeilschnell" und "Tordings" anfangen konnte - aber es klappte. Wie vom wilden Affen gebissen schoß ich auf die Torstangen zu und drehte eine derart enge Kurve, daß ich meinen Magen in der Brustgegend spürte. "Yeah!" brüllte ich und fühlte mich so, wie sich wahrscheinlich früher die Old Shatterhand auf einem wilden Hengst gefühlt hatte, den er gerade zähmte. "Und jetzt dich über die Köpfe der Zuschauer!" Der Besen wußte wirklich, was ich meinte. Er sauste wenige Zentimeter über die Köpfe hinweg, so daß sich die meisten schleunigst auf den Boden warfen. Danach drehte ich abermals eine enge Kurve, gab noch einen Looping zu und sagte dann: "Jetzt landen". Okay, ich hätte wahrscheinlich lieber sagen sollen "langsam
landen" - so kam ich in unveränderter Geschwindigkeit auf die
Menge zu, der Boden kam rasend schnell näher, ich kriegte gerade
noch meine Füße aus dem Mantel, um am Boden zu bremsen, Erdbrocken
wirbelten auf und ich flog direkt auf einen der Zuschauer zu. Es war mein
spezieller Freund Snape, der mit Augen, in denen sich helles Entsetzen
spiegelte, erstarrt auf dem Feld stand. "Sofort anhalten!" rief
ich, was der Besen auch tat. Doch ich hatte zuviel Geschwindigkeit drauf
und flog direkt auf Snape, der unter der Wucht meines Körpers umstürzte
und nach Luft schnappte. Ich rappelte mich schleunigst auf, murmelte "Tschuldigung"
und entfernte mich sicherheitshalber einige Meter von ihm. Puterrot im
Gesicht stand auch er auf und wollte sich auf mich stürzen. Doch
ich war schon von der Menge umringt, die mich mit Fragen überschüttete
und mir auf die Schulter klopfte. "Wahnsinn!" rief Harry. "Grandios!"
strahlte Ron. Lediglich Hermine setzte einen kleinen Dämpfer drauf
und meinte, daß ich noch an meiner Landetechnik feilen müßte.
Aber auch sie strahlte bei diesen Worten. Fortsetzung folgt ...
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