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Kapitel 8: Ein Socken auf dem Teller
Mir war ziemlich übel. Ich beschloß, auf die restlichen Schulstunden
zu verzichten und statt dessen lieber draußen etwas frische Luft
zu schnappen.
Langsam schlenderte ich durch die Parkanlagen des Internats. Abgesehen
von meiner Übelkeit gingen mir eine Menge Dinge durch den Kopf: Was
war das hier eigentlich für eine verrückte Schule? Glaubten
die Leute hier wirklich an Zauberei und Hexerei? Die Kids sahen doch,
bis auf ihre schwarzen Umhänge und die spitzen Hüte, ziemlich
normal aus. Insbesondere Harry Potter, Hermine und Ron wirkten doch normal
und aufgeweckt. Aber es geschahen schon merkwürdige Dinge, das mußte
ich mir langsam aber sicher eingestehen. Ständig alles mit Technik
zu erklären ... so viele Erfindungen konnte es gar nicht geben, um
zu erklären, was hier alles geschah.
Halt, Herbert! sagte ich zu mir. Langsam fängst du an, durchzudrehen.
Wahrscheinlich war irgendwas in dem Trank, das dein Gehirn vernebelt.
Du wirst doch nicht wirklich anfangen, an so etwas wie Zauberei zu glauben?
Vielleicht war es ja auch eine Kombination aus allem: technische Tricks,
Drogen im Essen, magnetische Schwingungen ... Nein, langsam drehte sich
alles in meinem Kopf. Ich mußte mich hinsetzen, noch besser, ein
wenig im Gras dösen. Ich rollte meinen Umhang zu einem Kopfkissen
und legte mich in das noch warme Gras. Gerade, als ich die Augen schloß,
war es mir, als wäre jemand oben am Himmel mit einem Besen vorbeigeflogen.
Meine Güte, mußte ich mit den Nerven fertig sein.! Ich schloß
fest die Augen und war auch nach wenigen Minuten eingeschlafen ...
Durch eine Berührung an meiner Hand wurde ich wach. Die Sonne stand
inzwischen hoch, ich mußte die Augen zusammenkneifen und erstmal
überlegen, wo ich hier eigentlich war. Langsam dämmerte es mir
wieder, während ich mich aufrichtete. Das, was mich geweckt hatte,
war ein kleines wuscheliges graues Knäuel, etwa in der Größe
eines Tennisballs. An dieser Schule hieß es, vorsichtig zu sein
- vielleicht biß das Knäuel. Zögernd tippte ich es mit
dem Zeigefinger an.
Aber es rollte nur ein Stückchen vorwärts und tat sonst nichts.
Vorsichtig nahm ich es in die Hand. Es war wirklich kein Tier, sondern
wohl irgendeine Art von Ball. Das "Fell" des Balls war herrlich
weich! Sobald ich drüberstrich, durchströmte mich ein Gefühl
der Behaglichkeit, ich wurde ruhig, ja, fühlte mich richtiggehend
in guter Stimmung. Ich erhob mich, zog den Umhang wieder an und steckte
das Knäuel in die Außentasche, ohne die Hand davon wegzunehmen.
Meine verwirrten Gedanken von vorhin waren weg. Ich wußte gar nicht
mehr, was ich eigentlich wollte - Hogwarts war doch eine ausgesprochen
angenehme Schule. Nette Leute hier, Abwechslung, mal was anderes - und
was mir bisher rätselhaft erschienen war, würde sich sicher
noch aufklären.
Dem Sonnenstand nach zu urteilen (ich war früher mal bei den Pfadfindern),
mußte es Mittagszeit sein. Ich schlenderte also dem Speisesaal zu
und kam auch genau richtig. Die meisten Schüler saßen schon
an ihren Plätzen. Mit einem Lächeln setzte ich mich zu Harry,
Hermine und Ron, die sichtlich erleichtert waren, daß es mir besser
ging.
Die Teller waren noch leer, aber ich wußte ja jetzt, wie es ging.
Also sprach ich meine Bestellung in Richtung Besteck (ich hatte immer
noch den Verdacht, daß da ein Mikrophon versteckt war). Ich war
so guter Stimmung, daß mich der Schalk trieb und ich ein typisch
schwäbisches Gericht bestellte: Käse-Spätzle. Damit würde
ich die Küche ganz schön verwirren!
Ich muß gestehen, ich war dann doch ganz schön überrascht,
als wenige Minuten später Käse-Spätzle auf meinem Teller
erschienen. Zwar mit dem englischen Käse Cheddar zubereitet, was
eine etwas gewöhnungsbedürftige Geschmacksnote ergab, aber von
der englischen Küche war man ja ohnehin nicht verwöhnt. Sogar
meine Apfelsaftschorle war naturtrüb, wie ich sie bestellt hatte.
Meine Stimmung stieg zusehends und ich zückte den kleinen Block,
den ich auf meiner Reise in einem schottischen Geschäft erstanden
hatte. Die Ränder der Seiten waren etwas kitschig mit Herzchen verziert,
aber er war auch eigentlich als Geschenk für eine Freundin gedacht
gewesen. Ich schrieb ein kleines Gedicht als Dankeschön für
die Küche auf und malte eine Rose dazu. Den Zettel legte ich auf
den Teller - irgendwie würde er ja wohl in der Großküche
landen.
Tatsächlich verschwand das Blatt und der Nachtisch (Zitronencreme)
erschien. Noch war ich nicht ganz mit meiner Zitronencreme fertig, da
tauchte links von meinem Schüsselchen etwas ausgesprochen Merkwürdiges
auf: eine bunt-karierte Socke. Ich gestehe, ich werde in diesem Moment
ziemlich dumm ausgesehen haben. Auch meine Tischnachbarn hatten die Socke
bemerkt. Doch während Harry Potter und Hermine Granger ebenfalls
erstaunt waren, gluckste Ron Weasley vor sich hin. Hermine schaute ihn
an und fragte: "Ron, hast du eine Erklärung dafür?"
"Natürlich", meine Ron, noch immer glucksend. "Das
ist eine Hauself-Liebes-Socke!"
Irgendwie fand ich es beunruhigend, neben meinem Teller eine Liebes-Socke
vorzufinden. Abgesehen davon, daß ich nicht wußte, was eine
Liebes-Socke war. Hermine wurde ungeduldig und drängte Ron: "Könntest
Du uns das vielleicht etwas ausführlicher erklären, lieber Ron?"
Ron konnte sich nur mühsam wieder einkriegen. Inzwischen schauten
schon einige Tischnachbarn, doch ich hatte die Socke sicherheitshalber
in meiner Tasche verschwinden lassen. Ron trank einige Schlucke seines
Safts, bis er wieder sprechen konnte:
"Das mit der Socke, das ist ein alter Brauch der Hauselfen."
"Hauselfen" - was war jetzt damit schon wieder gemeint? Irgendwelche
Hausbediensteten, Butler, Dienstmädchen oder was? Doch ich beschloß,
lieber Ron nicht mit Fragen zu unterbrechen. Außerdem schienen Hermine
und Harry dieser Begriff klar zu sein, obwohl Hermine plötzlich die
Stirn unmutig runzelte. Ron fuhr fort: "Wenn ein Hauself sich in
jemanden ... in jemanden ... " Jetzt fing Ron schon wieder mit diesem
unterdrückten Glucksen an. "... also, wenn er ... oder sie ...
sich in jemanden verliebt hat, dann schickt er als Zeichen seiner Zuneigung
einen seiner kostbaren Socken." Hermine und Harry musterten mich
mit einem schrägen Blick, Harry fing nun auch an blöd zu feixen,
Hermine schien sich nicht sicher zu sein, ob sie die Sache lustig finden
durfte, kicherte schließlich aber auch in sich hinein. Nur ich schaute
mal wieder völlig ratlos in die Luft. Schließlich fragte ich:
"Ähm, ja, also Ron, du willst damit sagen, jemand vom Küchenpersonal
schickt mir die Socke?" Jetzt platzte es aus Ron heraus: "Küchenpersonal!
Er sagt Küchenpersonal!" prustete er. "Logo - ein Küchenhauself
war das." Hermine schaute ihn strafend an und er find sich wieder.
"Wäre es nicht möglich", wandte ich vorsichtig ein,
"daß er von jemand anderem kommt? Sagen wir, nun, äh,
zum Beispiel, also nur so als Beispiel, von einer Lehrerin dieser Schule?"
Vor meinem geistigen Auge tauchte Roxana in bunt-karierten Socken auf,
was aber irgendwie nicht richtig passen wollte. Die drei verstummten mit
ihrem Kichern kurz. Dann meinte Harry: "Von einer Lehrerin? Vielleicht
von Professor McGonagall ... ?" Und schon ging das Prusten wieder
los. "Stellt Euch mal McGonagall ... mit, mit, mit karierten Socken
vor!" stieß Ron hervor, während er nach Atem rang.
"Okay, okay", versuchte ich, ihren Freudentaumel zu unterbrechen,
"und was soll ich jetzt Eurer Meinung nach tun?" Harry kam langsam
in Fahrt und krächzte: "Schicken Sie doch eine Socke von Ihnen
zurück, einfach auf den Teller legen." Diese Worte riefen einen
wahren Freudentaumel bei den dreien hervor, den ich nicht so ganz nachvollziehen
konnte. Da jetzt doch schon relativ viele Schüler auf uns aufmerksam
wurden, meinte ich mit gedämpfter Stimme. "Ich glaube, ich lasse
die Sache einfach auf sich beruhen. Schließlich kennt mich aus der
Küche niemand. Die Angelegenheit wird sich von selbst wieder erledigen."
"Da wäre ich mir nicht so sicher", meinte Ron, der aber
nicht weitersprach, da wir inzwischen die Aufmerksamkeit des Lehrertisches
erregt hatten, was zum Glück auch die anderen zum Schweigen brachte.
Ich für meinen Teil versuchte, die Geschichte so schnell wie möglich
zu vergessen.
Das Essen war nun auch vorbei. Während alle aufstanden, hörte
ich ständig ein Wort, das mich an irgendeine Zitrusfrucht erinnerte:
Quidditch.
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Kap. 1
Die erste Begegnung mit Hogwarts
Kap. 2
Ein total verrückter Unterricht
(Teil A, Teil
B)
Kap. 3
Das Zeichen des Phönix
Kap. 4
Roxana und Senfbohnen
Kap. 5
Hagrid und die Vampiranias
Kap. 6
Die magische Lichtsäule
Kap. 7
Unterricht in Zaubertränken
Kap. 8
Ein Socken auf dem Teller
Kap. 9
Quidditch -
ein Besen dreht durch
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