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Beilage gefällig?

Email mit Anhang

 

 

Die „elektronische Post“ hat - neben der Geschwindigkeit - einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Kommunikationsformen: Sie ist nicht auf die Übermittlung reiner Texte beschränkt, sondern ihr können Dateien aller Art beigefügt werden. Innerhalb weniger Minuten erhält der Empfänger Bilder, Videos, Sounds, Software, Kalkulationsblätter und Datensätze durch die Telefonleitung. Gleich, ob die Ulmer Grafikerin damit dem Stuttgarter Auftraggeber einen detailgetreuen Entwurf auf den Bildschirm zaubert, ob die Münchner Bürgerinitiative „Saubere Straßen“ die WinWord-Datei ihres Flugblattes den Hamburger Freunden zum Ausdruck überläßt oder ob auf der Shareware-CD ein originelles Spiel entdeckt wurde, das noch schnell dem Freund zu mitternächtlicher Stunde geschickt wird - die Grenzen sind nur durch den eigenen Einfallsreichtum gesetzt. Und durch einige Hürden am Anfang - aber die sind schnell genommen.

 

 

 

 

Mailchen wechsle dich

 

In Deutschland befinden sich die meisten elektronischen „Postkunden“ in den Datennetzen CompuServe, Internet und T-Online (früher BTX). Über diese Netze kann Post „kreuz und quer“ verschickt werden, der Empfänger muß also nicht den gleichen Online-Dienst wie der Absender abonniert haben. Für den Versand von „normalen“ Texten ist dieses Durcheinander relativ unproblematisch. Man muß lediglich die richtige Adressierungsform kennen (dazu gab es vor kurzem in „Inside MultiMedia“ einen Artikel) und etwas auf die deutschen Sonderzeichen achten. Und auf den ersten Blick ist auch der Dateiversand ganz einfach: Jedes Mailprogramm ist mit einem entsprechenden Button ausgestattet, eine Dateiliste erscheint und mit einem Mausklick ist alles erledigt - oder auch nicht. Denn das, was da weggeschickt wird, kommt eventuell ganz anders beim Empfänger an. Der wird unter Umständen recht hilflos sein, angesichts der kryptischen Zeichen, die da auf seinem Bildschirm auftauchen.

 

 

Was ist passiert?

Auf dem verschlungen Pfad durch die Datenwelt müssen die Dateien ganz unterschiedliche Rechnersysteme passieren; Systeme, für die „DOS“ oder „Windows“ oft Fremdwörter sind. Deshalb dürfen per Email nur Textzeichen des 7-Bit-ASCII-Codes verschickt werden, also z. B. „A“, „2“, „+“ oder „!“. Bereits unsere Umlaute sind darin nicht mehr enthalten, geschweige denn die Zeichencodes, die sich in EXE-, ZIP- oder GIF-Files befinden. Folglich werden die Inhalte solcher Binärdateien vor dem Versand ver- und danach wieder entschlüsselt. Es gibt mehrere Verfahren, der UUENCODE-Standard gehört zu den bekanntesten. Derart codierte Inhalte sehen meist so aus:

 

„begin 644 hugo.gif

M1TE&.#=AH`!D0VXJPY

....

end“

 

Seit zwei Jahren gibt es mit dem MIME-Protokoll (Multipurpose Internet Mail Extension) eine vielseitigere Alternative zum UUENCODE-Standard. Wir empfehlen aber, in allen Fällen, in denen nicht genau bekannt ist, womit der Empfänger arbeitet, beim altbewährten Verfahren zu bleiben.

 

Der durch eines der Verfahren codierte Fileinhalt kann zwar grundsätzlich direkt in die Mail einfügt werden, die den Klartext - gewissermaßen das Anschreiben - enthält. Übersichtlicher bleibt es aber, wenn die Datei „angeheftet“ wird.

 

 

 

CompuServe: einfach - umständlich

 

Wird Post nur innerhalb von CompuServe verschickt, sind Codierungsverfahren überflüssig. Die Datei kann einfach angehängt werden und landet in der gleichen Form auf der Festplatte des Adressaten. Ob dabei der korrekte „Dateityp“ in WinCim ausgewählt ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Der Empfänger hat dadurch lediglich bei der Online-Sitzung die Möglichkeit, einen kurzen Blick auf die Grafikdateien zu werfen und dann zu entscheiden, ob er sich den Download leisten will.

 

Enttäuscht wird man aber, wenn man auf dieselbe Weise Dateien ins Internet bzw. zum Telekom-Dienst verschicken will. CompuServe verweigert den Versand kurz und bündig mit dem Bescheid: „Receiver(s) not valid for binary message“. Da hilft nun nichts: die Dateien müssen zuerst verschlüsselt werden. CompuServe empfiehlt hierfür den UUENCODE-Standard. Diverse Shareware-Tools wie WINCODE oder XFERPRO erledigen diese Arbeit sehr rasch. Die so entstandene Datei kann direkt versendet, in ein normales Schreiben importiert oder angehängt werden. Diesmal muß aber unbedingt der Dateityp „Text“ eingestellt werden! Der Empfänger benötigt für das Decodieren ebenfalls ein beliebiges externes Programm, das den gleichen Standard beherrscht.

 

 

 

T-Online: lobenswert - absturzgefährdet

 

Die Postkomponente des T-Online-Decoders wirkt eigentlich wie eine graue Maus unter den Mailprogrammen. Keine bunten Menüs, keine unterschiedlichen Ablage-Ordner, keine Signaturfiles usw. Schreiben, anhängen per Dateiauswahl und wegschicken heißt die Devise. Und siehe da: innerhalb von T-Online klappt es mit dem Anhang sogar ausgezeichnet! Es muß nichts verschlüsselt werden, Sonderzeichen kommen korrekt an, und wenn beim Adressaten mit der Datei-Endung externe Programme verknüpft sind, z. B. ein Viewer für GIF-Bilder, so werden diese gestartet.

 

Auch beim Verschicken in andere Systeme, braucht man sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Kein Codierungsprogramm ist nötig, denn T-Online verschickt die Anlagen selbsttätig im MIME-Standard. Das allerdings kann dem Empfänger Kopfschmerzen bereiten. Denn wenn der CompuServe-Adressat z. B. das verbreitete Zusatztool WINCODE einsetzt, so ist es aus mit der automatischen Erkennung. Und der Pegasus-User muß erst umständlich abspeichern, bevor er z. B. die Grafik laden kann.

 

Erhält hingegen ein T-Online-Anwender aus CIS oder Internet eine Datei, so ist der Ausgang völlig offen:

- Beim Öffnen einer Reihe von Mails, die wir mit dem Programm WinPegasus verschickten, stürzte T-Online schlicht und ergreifend ab.

- Wenn der Absender nicht das MIME-Protokoll (sondern z. B. die BinHex-Codierung von Eudora) verwendet, so wird die codierte Datei auf den Pfad für temporäre Dateien ausgelagert - wo sie natürlich allerlei Löschvorgängen ausgesetzt ist. Noch dazu erhält dieser File oft den Namen der Ursprungsdatei, etwa HUGO.GIF, so daß ein ahnungsloser Empfänger beim Versuch, die Datei in einen Bildbetrachter zu laden, verzweifelt. Nach der Rückübersetzung mit den erwähnten Utilities ist das natürlich kein Problem mehr.

- Allerdings - man kann auch Glück haben. MIME-Codierungen von Eudora werden anstandslos erkannt.

 

 

Internet: sicher - chaotisch

 

Das Internet zeigt, im Gegensatz zu den eben beschriebenen Diensten, keine einheitliche Struktur. Es sollte daher auf Experimente verzichtet und lieber bewährte Standards, wie eben UUENCODE, eingesetzt werden. Die Nachricht wird in zwei getrennten Paketen versandt (Anschreiben und Anlage), die die gleiche Betreffzeile zugeteilt bekommen. Werden an den gleichen Adressaten in kurzen Zeitabständen mehrere solcher „Päckchen“ verschickt, so sollte jedesmal die Bezugszeile geändert werden, da sonst die Zuordnung nicht mehr ohne weiteres erkennbar ist. Die gängige Mail-Software für Internet (Pegasus, Eudora, E-Mail-Connection) bewältigt in der Regel den Versand und Empfang von Binärdateien ganz ohne ergänzende Utilities.

 

 

 

Quick-Tips

 

Wincode

- Wincode kommt in der Version 2.6 nicht immer mit dem MIME-Standard zurecht. Wenn Sie wissen, daß eine solche Nachricht zu decodieren ist, nehmen Sie folgende Einstellungsänderungen vor:

„File/Decode/Options“ - „BASE64“ - „MIME conformant“

- Wincode kann Inhalte der Zwischenablage direkt entschlüsseln. Damit ersparen Sie sich den Umweg über eine zusätzliche Abspeicherung der erhaltenen Nachricht.

- Wenig genutzt wird die interessante Möglichkeit, Wincode in ein anderes Programm zu integrieren („to hook“). CompuServes WinCim etwa erhält damit einfach einen zusätzlichen Menüpunkt. Folgende Einstellungen in Wincode müssen Sie beachten, damit’s funktioniert:

Nicht nur bei „Application Path“ Ihren WinCim-Pfad angeben, sondern auch beim Arbeitsverzeichnis - sonst sind Ihre Voreinstellungen weg!

„Hook Delay“ sollten Sie auf etwa 8 Sekunden setzen.

 

 

XFERPRO für Windows

Dieses Codier-Tool hat zwar nicht so viele Optionen wie Wincode, erkennt dafür aber z. B. auf Anhieb korrekt die Dateien, die aus T-Online eintrudeln.

 

KDrive für Windows

Verzichten Sie  nach Möglichkeit auf Umlaute auch im Anschreiben, selbst wenn Sie innerhalb Deutschlands Ihre Post verschicken. Der Tastaturtreiber KDrive läßt sich per Tastenkombination ein- und ausschalten und funktioniert in allen Windowsprogrammen. So wird aus „ö“ „oe“ und aus „ß“ „ss“ schon während des Tippens (und Smily-Shortcuts stehen zusätzlich zur Verfügung!).

 

 

Beachten Sie die maximal zulässige Größe für den Dateiversand, die je nach Provider schwanken kann (bei CompuServe sind es z. B. 2 MB). Kleinere Päckchen sind auch wegen eventueller Übertragungsfehler sinnvoller.

 

Schicken Sie in wichtigen Fällen vorab eine Testmail mit einem „Mini-Anhang“ (z. B. ein kleines ZIP-Archiv) und bitten Sie den Empfänger um ein Feedback. Wenn Sie dazu, etwa aus Zeitgründen, keine Möglichkeit haben, geben Sie in Ihrem Anschreiben einige Hilfestellungen zum Entschlüsseln des Anhangs.

 

Wenn der T-Online-Decoder abstürzt: Die codierte Datei finden Sie auf Ihrer Festplatte in einem Unterpfad von „\EMAIL“ oder im temporären Verzeichnis, das Sie unter DOS festgelegt haben. Entschlüsseln Sie diese ganz ohne den Decoder mit einem der beschriebenen Zusatztools.

 

Herbert Hertramph