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Netscape 2.0 ‑ macht das (WWW‑)Leben bunter

Die Nummer 2 bleibt die Nummer Eins unter den Web‑Browsern

 

Netscape veränderte das Aussehen des WorldWideWeb wie kaum ein anderer Betrachter. Dem tristen Grau der WWW‑Seiten wurde mit Hintergrundmustern der Kampf angesagt, Ordnung durch Tabellen geschaffen und Formblätter erhielten List‑ und Auswahlbuttons. Nun schickt sich Netscape in der Version 2 an, abermals Standards im Internet zu setzen.

 

Doch diesmal ist nicht alleine das WorldWideWeb betroffen, auch die Bereiche "Email" und "Newsgroups" sind in das Visier des Programmes geraten.

 

 

1. Das Web an sich: Viele Fenster und heiße Java

Die wirklich interessanten Angebote im WorldWideWeb bestehen meist aus mehreren Seiten. Einer einführenden Startseite (Homepage) folgen "Unterseiten", die Einzelheiten ausführlich erläutern.

 

Bislang blieb dem Netsurfer nichts anderes übrig, als die Inhalte Seite für Seite abzurufen, wobei er sich nicht selten im Irrgarten der Links verirrte.

Netscape 2.0 ermöglicht es erstmals, Elemente unterschiedlicher HTML‑Seiten gleichzeitig darzustellen. Innerhalb jedes Teilfensters können Texte oder Bilder verändert werden, während die anderen "Spalten" weiterhin erhalten bleiben. Besonders Indexlisten oder Auswahlmenüs profitieren von dieser Technik, da sie ständig eingeblendet bleiben können. Für den Anwender entfällt das mühsame "Zurückhangeln" zur  Startseite. Ebenso verkürzen sich Ladezeiten, da nur die Abschnitte mit wirklich neuen Informationen jeweils hinzugefügt werden müssen (Bilder im JPEG-Standard werden übrigens nun auch zügiger dargestellt). Sie können sich ja einmal beim "Stern" umschauen, er hat bereits Teile seines Dienstes auf die neue Version umgestellt (http://www.stern.com).

 

Erst am Anfang steht die Entwicklung, mit Web-Seiten nicht nur Texte und Bilder sondern auch Programmcodes zu übermitteln. Netscape will diesen Zug nicht verpassen und unterstützt ab sofort Java-Applets. Das besondere an Hot Java ist, daß diese Sprache plattformübergreifend funktioniert. Es spielt also keine Rolle mehr, ob der Anwender an einem UNIX-Rechner arbeitet oder mit Windows hantiert. Eine nette Demonstration - ein „interaktives Tic-Tac-Toe“ - kann man sich auf den Beispielseiten bei Netscape direkt ansehen.

 

Vereinfacht wurden die Möglichkeit, unterschiedliche Web-Seiten zu laden. Es findet sich jetzt der Menüpunkt „New Web Browser“, der so manchen genervten Benutzer darauf aufmerksam machen wird, daß er z. B. während der langen Ladezeit eines amerikanischen Angebotes in deutschen Seiten blättern kann.

 

Die Verwaltung der Lesezeichen hat sich gegenüber der 1.2-Version kaum verändert. Hier hofft Netscape wohl, daß sich möglichst viele Anwender des umfangreichen Zusatzproduktes „Smartmarks“ bedienen. Dennoch: Wer das Bookmarks-Modul bisher noch nicht kennengelernt hat, wird im Vergleich zu früheren Versionen angenehm überrascht sein. Die Anzeige ähnelt den Dateimanagern, die in Windows gebräuchlich sind, und reicht allemal für den Alltag.

 

 

 

 

2.  Email: Die Post ist da

 

Netscape verfügt nun über einen vollwertigen Mail-Clienten. Bisher konnte zwar aus dem Programm heraus Post verschickt aber keine empfangen werden. Bei entsprechenden Voreinstellungen kann man nun sogar während des Surfens im WWW erkennen, ob neue Post eingetroffen ist - ein Ausrufungszeichen erscheint dann neben dem kleinen Briefumschlag am unteren Rand. Per Doppelklick erhält man einen dreigeteilten Bildschirm: eigene Ordner, Betreff-Zeilen der Mails und der Text des ausgewählten Briefes sind auf einen Blick zu sehen. Wie von Tabellenprogrammen gewohnt, können durch einfaches Ziehen mit dem Mauszeiger die Ränder der Fensterteile verschoben und so eigenen Wünschen angepaßt werden. In der Grundausstattung enthält dieser Teil alles, was zu einem guten Mail-Clienten gehört: Adreßbuch, Editor, Möglichkeit zur Direktantwort, Übernahme von Zitaten aus erhaltenen Mails, Einordnungsmöglichkeiten in Verzeichnisse, automatische Ergänzung durch Signaturen usw. Natürlich gibt es auch die Möglichkeiten, Binärdateien wie z. B. Zip-Archive oder Bilder beizufügen. Und hier gibt es bei Netscape zwei Besonderheiten:

 

1.  Sie können neben Dateien auch URL-Adressen „anhängen“. Der Empfänger erhält hingegen nicht nur die Adresse, sondern den gesamten Text der Web-Seite! Verwendet er auch Netscape 2.0, so bleiben sogar die Links erhalten, zu denen er sofort per Mausklick gelangen kann.

 

2.  Hervorragend ist die Anzeige von beiliegenden Grafiken gelöst, die ja codiert übermittelt werden müssen. Denn der Mailversand im Internet läßt nur reinen Text (genauer: 7-Bit-ASCII-Code) zu. Alle Binärdateien müssen beim Absender entsprechend ver- und beim Empfänger wieder entschlüsselt werden.  T-Online verwendet hierfür z. B. den relativ jungen MIME-Standard, so daß in manchen Fällen immerhin selbsttätig ein externer Bildbetrachter aufgerufen wird. Netscape bedient sich auch dieses Standards, geht aber noch einen Schritt weiter und zeigt die Bilder, sofern sie im GIF- bzw. JPG-Format mitgeschickt wurden, direkt in der Mail an! Komfortabler geht es kaum noch.

 

3.  Wenn Sie wissen, daß Ihr Adressat die Post ebenfalls per Netscape verwaltet, so beeindrucken Sie ihn doch mit einer aufwendig gestalteten Email. Denn neben dem reinen Text können all die Kürzel verwendet werden, die für das Layout von Web-Seiten sorgen. So erscheinen in Ihrer Email plötzlich Tabellen, Linien, verschiedene Schriftgrößen usw. Übrigens: Seit es die neuen grafikorientierten Editoren für das WWW gibt, brauchen Sie diese Codes noch nicht einmal mehr zu kennen

 

 

3.  Newsgroups: Neuigkeiten ohne Ende

 

Die Anzeige der Newsgroups war in der Version 1.2 von Netscape zwar gut gemeint - aber für die Praxis untauglich. Die Übertragung in den HTML-Standard sorgte für zu große Schriften, das Hangeln durch verschiedene Ebenen war zeitraubend und die Darstellung insgesamt zu unübersichtlich. Das hat sich nun grundlegend geändert. Wie im Mail-Modul wird man von einem dreigeteilten Bildschirm begrüßt: Das linke obere Vierteil zeigt die Newsgroups in Form eines Dateimanagers, bei dem die Verzweigungen auf- und zugeklappt werden können. Zum Beispiel sind die Bereiche „rec“, „autos“ und „antique“ je eine (Unter-)Gliederungsebene. Rechts oben sind die Artikel des ausgewählten Diskussionsforums zu sehen. Auch diese werden in einer Baumstruktur geordnet, so daß die unterschiedlichen Themenstränge, sog. Threads, leicht erkennbar sind. Die untere Bildschirmhälfte enthält wieder den Text des Einzelbeitrages. Befindet man sich in einer Gruppe, die den Versand von Binärdateien zuläßt - etwa „Clip-Art“ oder „Cartoon“ - so werden ebenfalls hier die Bilder direkt angezeigt.

 

Wie üblich können Artikel innerhalb des Forums öffentlich beantwortet oder die Diskussionspartner per Email angeschrieben werden. Netscape stellt aber noch einen weiteren Button zur Verfügung. Per Mausklick wird der eigene Beitrag  in wichtigen Fällen gleichzeitig als Artikel und als Email verschickt.

 

 

 

Das alles zeigt, daß sich der Umstieg auf die neue Version von Netscape wirklich lohnt. Nicht nur können die neuen Möglichkeiten des WorldWideWeb damit besser genutzt werden, man erspart sich auch noch die Installation von gesonderten Programmen für den Mailempfang und die Nutzung von Newsgroups.

 

Herbert Hertramph